Pferdezucht in Sachsen & Thüringen

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Neue Zuchtwertschätzung für das Sächsisch-Thüringische Schwere Warmblut

Ab dem Zuchtjahr 2023 steht den Züchterinnen und Züchtern des Schweren Warmblutes wieder eine eigene Zuchtwertschätzung
zur Verfügung. Die neuen Zuchtwerte sind zum Jahresbeginn für die optimierte Anpaarungsplanungverfügbar.Wie Zuchtwerte entstehen und zu interpretieren sind, lesen Sie hier Dokument_PDF !

Hintergrund
Für die Rasse des Sächsisch-Thüringischen Schweren Warmblutes gab es von 2009 bis 2013 schon einmal eine Zuchtwertschätzung, die auf Fohlenbewertungen, Exterieurbeurteilungen und Körpermaßen fokussiert war. Aufgrund der Umstellung beim Zuchtverband auf ein digitales Stutbuchsystem, servit, fehlte ab 2014 die Schnittstelle, um die Zuchtwertschätzung weiterzuführen. In gemeinschaftlicher Finanzierung haben die Freistaaten Sachsen und Thüringen in den Jahren 2020 bis 2022 die Neuetablierung einer Zuchtwertschätzung für diese Rasse beim Pferdezuchtverband Sachsen-Thüringen e.V. in Auftrag gegeben. Die Modellentwicklung und Datenverarbeitung erfolgt dazu beim Vereinigten Informationssysteme Tierhaltung (vit) in Verden, die in Deutschland hinsichtlich Fachkompetenz, Erfahrung und Marktanteil in diesem Bereich führend sind.
Ab März 2023 werden somit erstmals wieder Zuchtwerte für Schwere Warmblüter veröffentlicht. Im Folgenden sollen Hintergrundinformationen zur Entwicklung der neuen Zuchtwertschätzung, sowie zur Einordnung und Nutzung der Ergebnisse gegeben werden.

Einzelzuchtwerte und Gesamtindizes
Merkmalskomplexe für die neuetablierte Zuchtwertschätzung sind wieder die Fohlenbewertung, die Exterieurbeurteilung, Körpermaße sowie derMerkmalskomplex Zuchtleistungsprüfung, der die Unterkategorien Reiten, Fahren und Zugleistung beinhaltet. Speziell durch die Zuchtwerte, die für die Fahreignung erarbeitet wurden,
grenzt sich die Rasse deutlich von der Zuchtwertschätzung im Reitpferdesektor ab.
Damit ist auch eine gezielte züchterische Bearbeitung des Schweren Warmblutes als Kutschpferd nun noch besser möglich. Die folgenden zwei Tabellen geben eine Übersicht darüber, für welche Einzelmerkmale Zuchtwerte geschätzt werden und in welcher Gewichtung diese zu einem Gesamtindex verschmelzen. Für die Körpermaße Stockmaß und Röhrbeinumfang werden selbstverständlich auch Zuchtwerte geschätzt und ausgegeben. Die Werte fließen jedoch in keinen Gesamtindex mit ein, da bei den Körpermaßen ein höherer Zuchtwert nicht automatisch besser ist als ein niedriger Zuchtwert, man spricht hierbei von Intermediärzuchtwerten.

Tabelle 1: Einzel- und Gesamtzuchtwerte und ihre Gewichtungen für
Fohlenbewertung und Exterieurbeurteilung

MerkmalGewichtung der Einzelmerkmale
innerhalb von Gesamtindizes
FOHLENBEWERTUNGEXTERIEURBEURTEILUNG
Typ 33% 
Exterieur 34% 
Bewegung 33% 
Rasse- und Geschlechtstyp  10%
Qualität Körperbau  10%
Gangkorrektheit  20%
Schritt  25%
Trab  25%
Galopp  10%

In den Gesamtindex Zuchtleistungsprüfung gehen die drei Teilbereiche in vergleichbarer Gewichtung ein. Da die Eignung als Zugpferd in heutigen Zeiten eine weniger ausgeprägte Rolle spielt, fällt hier die Gewichtung etwas geringer aus: 35 % Reiten, 35 % Fahren, 30 % Zugleistung. Da bei Fahrpferden die Grundgangarten Schritt und Trab in den unteren Turnierklassen sowie im Freizeitbereich dominieren, kommen diesen eine höhere Gewichtung zu als dem Galopp. Die Gewichtungen werden zukünftig regelmäßig evaluiert und könnten, bei entsprechendem Bedarf, angepasst werden. 

Tabelle 2: Einzel- und Gesamtzuchtwerte und ihre Gewichtungen für
den Merkmalskomplex Zuchtleistungsprüfung (R = Reiten, F = Fahren)

MerkmalGewichtung der Einzelmerkmale
innerhalb von Gesamtindizes
ReitenFahrenZug
Schritt (R) 30%  
Trab (R) 30%  
Galopp 15%  
Rittigkeit 25%  
Schritt (F)  30% 
Trab (F)  30% 
Fahranlage  20% 
Fremdfahrer  20% 
Zugmanier   50%
Arbeitswilligkeit   50%

Quelle: Dr. Wietje Nolte, LfULG, PZVST